ES IST NOCH LUFT NACH OBEN

Bernd Schneider *, 20.12.2016

ES IST NOCH LUFT NACH OBEN

Halbjahr - Bilanz 2016/2017 :
Auf Platz 7 überwintert der VfR Bad Lobenstein in der Landesklasse und erreichte damit das zweitbeste Halbjahres- Ergebnis seit dem Wiederaufstieg 2010.

Doch der Erfolg mit Platz 3 im Vorjahr produzierte auch Hoffnungen und Wünsche, denen die Mannschaft in der abgelaufenen Hinrunde leider nur ansatzweise gerecht wurde. Das Konstanteste war nur die Inkonstanz, auf starke Auftritte folgte zumeist Ernüchterung.

Niederlage zum Auftakt / Hurra-Sieg gegen Ilmenau
Der Heimauftakt ging gleich einmal in die Binsen. Die Mannschaft agierte verkrampft gegen
den FSV Grün Weiß Stadtroda, wollte alles gut machen, fand aber nie in das Spiel.
So bestrafte die "Möhre" zwei von vielen Fehlern noch vor der Pause und ließ nach dem
Seitenwechsel nichts mehr anbrennen.
Wie mühsam wieder der Punktspielbetrieb in Fahrt kam, erlebte man eine Woche später
in Kahla. Es war ein Spiel auf ein Tor, jedoch fand der VfR kaum Lücken. Erst 3 Minuten
vor Ultimo sicherte David Linke mit einer überlegten Aktion den Dreier.
Der von der Mehrzahl der Trainer avisierte Aufstiegsfavorit Nummer 1, die Germania aus
Ilmenau, kam dann zum zweiten Heimspiel ins Koseltal.
Das 4 : 4 Feuerwerk aus dem Vorjahr hatten viele Fans noch auf dem Schirm, die Mannschaft
aber auch die strittige 2 : 3 Niederlage in der Hinterstube. Zu was die Mannschaft in der Lage
ist, zu leisten, verkörperte sie in dieser Partie. Trotz Rückstandes nach Foulelfmeter überrollte
man Ilmenau noch mit 5 : 1 und wähnte sich wieder in der Spur.

Zwätzen bleibt schweres Pflaster
Im vierten Spiel ging es aber nicht um "Spielen", es ging um "Kämpfen". Nur im Vorjahr
durfte der VfR bei Jena - Zwätzen einmal jubeln, ansonsten gewann die Heimmannschaft
aus dem Jenaer Osten. Dies war auch im September so, zumal Zwätzen durch unglückliche
Ansetzungen und einer Spielverlegung dies als seinen Saisonauftakt zu Hause feiern wollte.
So musste man sich am Ende mit einer 1 : 2 Niederlage beschäftigten, die eigentlich nicht
nötig gewesen wäre. Es folgte ein klarer 3 : 0 Sieg gegen die bis dahin sieglosen Schottianer
aus Jena. Der personell gebeutelte Gast, der vor der Saison allein sieben Spieler nach
Stadtroda verlor, hatte nie wirklich eine Chance, das Endergebnis spiegelte aber auch nicht
den Spielverlauf wieder. Ein härterer Prüfstein war das Auswärtsspiel beim TSV Bad Blankenburg.
Was sich in den vorherigen Spielen schon andeutete, zeigte sich in dieser Partie ganz deutlich.
Es wurde kaum noch der Abschluss gesucht, es wurde wenig geschossen und an der
Strafraumgrenze war zumeist das Ende der Herrlichkeit erreicht. Der VfR dominierte den TSV,
machte aber aus seiner spielerischen Überlegenheit zu wenig. Auch hier musste man bis in
die Schlussminuten warten, ehe mit dem 3 : 1 durch Sebastian Mai die Entscheidung zu Gunsten des VfR fiel.

Lehrstunden durch Neulinge
Hätte es das Spieljahr 2014/2015 mit insgesamt 6 Absteigern aus der Landesklasse nicht gegeben, wären die nächsten VfR Gegner Thüringen Weida und der FC Saalfeld auch keine "Neulinge" der Landesklasse. So kamen beide Teams aber gestärkt als Staffelsieger der Kreisoberligen Ost- bzw.. Mittelthüringen in die Staffel 1 zurück und sorgten bis dahin schon für Furore, denn beide Mannschaften waren noch ungeschlagen. Dies blieb auch so, denn der VfR musste sich sowohl gegen Weida ( 0:4 ) und gegen Saalfeld ( 1:2 ) geschlagen geben. So musste vor allem das teils körperlose Spiel kritisiert werden, das den Gegner immer den entscheidenden Tick mehr Platz verschaffte.
Das änderte sich auch im letzten Spiel im Wohnzimmer "Koseltal" nicht. Das 1 : 1 gegen Greiz stand schon nach 9 Minuten an der Anzeigetafel. Und wenn man im VfR Lager noch davon sprach, dass dieser eine Punkt noch das Beste dieses Samstags war, verdeutlicht man nur das Tal, in dem sich die Mannschaft aktuell befand.

Die Talfahrt geht weiter
Auch bei den beiden folgenden Auswärtsspielen gab es für den VfR keinen Punktezuwachs.
Beim Ex-Verbandsligisten Arnstadt gab es zumindest wieder Lichtblicke hinsichtlich der Einstellung.
Wie brutal aber Fußball sein kann, bekamen die Köcher & Co. auf das Spielfeld serviert. Das
bessere Mannschaft in Halbzeit 1 den Rückstand kassiert und nach dem Ausgleich in Überzahl in der 91. Minute den Knock Out bezogen. Schlimmer geht es nimmer. Aber dieses 1 :2 in Arnstadt tat ebenso weh wie das 0 : 1 in Zeulenroda. Denn hier war der VfR wieder auf Augenhöhe, hatte seine Chancen. Doch wer nicht schießt, der kann auch nicht treffen. Zeulenroda tat dies öfters und einmal richtig. So reicht eben dann einmal ein Sonntagsschuss am Samstag. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass ein verunsicherter VfR gegen die gegen den Abstieg spielenden Silbitz / Crossener auch wieder vor dem Tor versagten. Den Gästen reichte ein mutiges Nachstochern vor dem Tor zum Treffer, der VfR versiebte allein in der Nachspielzeit allein 5 Einschuss-Chancen.

Derbys sorgen für die Wende
Das nach Regen Sonnenschein folgt, nach Tälern wieder Höhe kommt, war für den Spielplan
des VfR wohl die Ansetzung der beiden SOK - Kreisderbys. Es brauchte wohl diesen Reiz,
wieder alles, was Fußball kann und braucht, in die Waagschale zu werfen.
Im lange erwarteten Oberland-Derby beim FSV Schleiz kam all das wieder, was so lange vermisst wurde. Der Wille, der Drang nach vorn und auch die Übersicht hinten, damit rang man die gut aufgestellten Kreisstädter mit 3 : 1 nieder.
Und mit den Blau-Weißen aus Neustadt scheint das beim VfR besonders gut zu passen. Schon im Vorjahr fegte man die Blau-Weißen mit 5 : 0 aus dem Koseltal, dieses Mal war es sogar ein glattes 6 : 0.  Auch wenn es zum Jahresabschluss in Stadtilm beim Kellerkind Blau - Weiß nur zu einem 0 : 0 reichte, waren die 7 Punkte aus den letzten 3 Spielen des Jahres so etwas wie Seelenmassage.

Lange Verletzten - Liste
Ein Blick ins Lazarett des VfR verrät aber auch, dass man bei einem recht knappen Kader
Verletzungen nicht immer adäquat ersetzen kann. So fehlt weiterhin Marcus Richter nach seiner zweiter Operation schon ein Jahr, zogen sich Oliver Hölzel und Youngster Daniel Dittmar Fußbrüche zu, hatte Marco Narr schon viele Pausen, die ihm im Januar zu einer OP zwingen und auch Martin Wirth musste zum Ende hin passen. Die ganze Hinrunde musste zudem Christoph Walther wegen Leistenproblemen passen.
Leider zwangen Trainer Heiko Becker auch Sperren nach Ampelkarten gegen Hendrik Röppischer und Eugen Gergert, die Mannschaft umzubauen. Zudem stehen jeweils 3 Tage Sperre für Röppischer und Marco Narr nach Platzverweisen mit der roten Karte für den Rückrundenstart noch an.

Torgarant Sebastian Mai
Nicht nur die Punkt - Ausbeute zum Vorjahr ( 21 Pkt / 33 Pkt. ) fällt in dieser Hinrunde magerer aus, auch die Torbilanz liest sich "dünner". Dennoch bleibt Sebastian Mai der Torgarant der Mannschaft.
Von den 27 erzielten Treffern traf er allein 14, das ist mehr als die Hälfte aller VfR Tore.
Mit David Linke ( 6 ), Janek Köcher ( 3  ), Marco Narr ( 2 ) sowie Martin Wirth und Oliver Hölzel ( je 1 ) kommen nur fünf weitere Schützen hinzu. Im Vorjahr trafen bis zur Winterpause insgesamt 8 Spieler schon 44 mal ins gegnerische Tor.
Daran erkennt man auch die nachgelassene Gefährlichkeit aus der zweiten Reihe, die man in der anstehenden Wintervorbereitung aufarbeiten muss.

Die Frühjahrs-Offensive soll kommen
Seitens der Mannschaft gibt man sich mit dem Zwischenresultat nicht zufrieden.
Platz 7 klingt zwar gut, doch ist der Punkteabstand nach oben viel weiter als gedacht,
man ist im Mittelfeld sogar nur sieben Punkte vom ersten Abstiegsrang entfernt.
Da man bei der Abstiegsregelung natürlich auch auf die Verbandsliga schauen muss und
aktuell mit Eisenberg und Altenburg zwei Kandidaten für die Landesklasse 1 auf den
gefährdenden Plätzen stehen, beträgt der Abstand zum viertletzten Tabellenplatz (z.Z. Kahla) nur 5 Punkte. So bleibt nur die Hoffnung, dass der VfR Bad Lobenstein mit einer starken
Rückrunde seine bekannte Frühjahrs-Offensive startet, die ihn schon viermal zwischen
2012 und 2015 aus der gefährdeten Zone holte.




Quelle:Bernd Schneider